Brocken Challenge 2012

Brocken Challenge 2012
Brocken Challenge 2012

Am 11.02.2012 stand mal wieder die „Brocken Challenge“ an, ein Wohltätigkeits-Ultramarathon von Göttingen auf den Brocken. Bei zweifachen Minusgraden machten sich um 5.30 gut 120 Starter daran, die eisige Distanz von rund 80km/1900Hm auf den höchsten Gipfel des Harzes in Angriff zu nehmen. Ein kleines Team von TRAILTECH Mountainbiking wollte sich dieses Event nicht entgehen lassen und so entstand die Idee, die Challenge mit dem Mountainbike zu begleiten. Doch es sollte anders kommen als geplant… (Fotogalerie unten)Die Bedingungen für die Brocken Challenge 2012 schienen in diesem Jahr hervorragend. Laut der Wettervorhersage sollte es nur geringe Niederschläge geben und vereinzelt sollte sogar die Sonne durch Nebel und Wolken blitzen. Auch die geringe Schneehöhe auf den Forstwegen und der hart gefrorene Boden stimmten uns optimistisch, dass wir die Strecke ohne größere Probleme bewältigen konnten. Nur die arktischen Temperaturen von rund -15°C machten uns etwas nachdenklich und so wurde der Auswahl der Bekleidung und Ausrüstung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Wir entschieden uns bei der Auswahl der Mountainbikes für die leichten und schnellen NORCO „Sight“ Trailbikes, welche ideal für die lange Distanz und schnellere Abfahrten sind.

Die Karten wurden studiert, die Streckenführung analysiert und der Veranstaltung stand nichts mehr im Wege. Doch leider machte uns sehr kurzfristig eine Erkältungswelle einen Strich durch die Rechnung und Dana und Jürgen fielen einen Tag vor dem Start krankheitsbedingt aus. Auch Matthias unser Guide aus Hannover musste in dieser Woche einen Rückzieher machen und unglaublicherweise juckte es auch in meiner Nase etwas. Ich hatte meine Erkältung fast auskuriert und ging daher am Vorabend motiviert zur Vorbesprechung ins Sportinstitut in Göttingen.

Der Wecker klingelte am nächsten Tag um 5:00 und ich hätte mich am liebsten wieder umgedreht. Nach einer Banane, zwei starken Kaffees und zwei Scheiben Toast machte ich mich auf den Weg nach Göttingen und zum Start der Challenge. Schnell noch die Lampe angeknippst, den Kragen hochgezogen und die Schneebrille aufgesetzt und schon konnte es losgehen. Meine Bekleidung bestand aus einem dünnen Funktionsshirt, einem leichten Fleece, einem etwas dickeren Fleece und einer Paclite Jacke . Zwei paar Socken und eine Thermohose sollten meine Füße und Beine vor dem Erfrieren schützen. Den leichten XC Helm tauschte ich kurzerhand gegen meinen Skihelm – eine geniale Entscheidung, wie sich kurz nach dem Start herausstellte. Fackeln am Wegesrand erleuchteten die ersten Kilometer der Strecke und wiesen ortsunkundigen Teilnehmern den richtigen Weg. Der Untergrund war schön fest, es gab wenig Schnee, nur merkte ich schnell wie meine Zehen- und Fingerspitzen langsam taub vor Kälte wurden. Diese Tatsache verdrängte ich bei lockeren Gesprächen mit den Läufern und so erreichten wir bereits nach kurzer Zeit die erste Verpflegungsstation in Landolfshausen. Hier warteten heißer Tee und kleine Snacks auf uns, doch lange stehenbleiben wollte ich nach den wenigen Kilometern erst mal nicht. Harry, ein weiterer Mountainbike Kollege, sowie ein Gespann bestehend aus einem Roller und zwei Huskies begleitete mich auf der nächsten Etappe und so langsam wurde es auch hell um uns herum. Ich hatte es irgendwie geschafft durch stetige Bewegung meiner Zehen, zumindest einen Fuß wieder aufzutauen, doch der andere machte mir langsam Sorgen. Meine Konditon schien durch die Erkältung zwar leicht beeinträchtigt, doch im Moment lief es dank wenig langer Steigungen eigentlich ganz gut.

An der nächsten Verpflegungsstation in Rhumspringe hielt ich mich schon etwas länger auf, wollte Fotos und kurze Videoclips machen und meinen Eisfuß auftauen. Doch das Feld hatte sich schon etwas auseinander gezogen und so beschloss ich meine längere Pause in Barbis einzulegen, wo offiziell „Halbzeit“ war. Hier war für die Läufer nach gut 40km die erste Marathondistanz geschafft – für mich unbegreiflich, wie man nach dieser Strecke und diesen Bedingungen jetzt erst richtig loslegen und steil in den Harz hinauf laufen konnte. Der Respekt vor den schnellen Läufern, die sich so gut wie keine längere Pause gegönnt hatten,  stieg mit einem Schlag rapide an. Nachdem der NDR mich beim Kneten meiner eingefrorenen Zehen gefilmt hatte, bekam ich diese Dank der Hilfe der Johanniter und ihres aufgeheizten RTW´s zum Glück wieder warm und konnte meine Fahrt fortsetzen. Jetzt stand „Der Entsafter“ an. Eine ca. 11km lange Auffahrt hinauf zum Jagdkopf, bei der man von 279Hm auf 635Hm gelangen musste. Der Schnee wurde nun zunehmend mehr und zu meinem Bedauern war auf der Strecke auch nicht geräumt bzw. überhaupt nur ein Auto gefahren. Mühsam kämpfte ich mich den Berg hinauf und war nach 45min schon ziemlich außer Atem. Meine Erkältung hatte wohl doch Spuren hinterlassen, aber der Ehrgeiz packte mich und trieb mich weiter. Doch irgendwann kostete das Schlingern der Räder, das Korrigieren und Durchdrehen so viel Kraft, dass ich beschloss zu schieben. Die harten und glatten Sohlen meiner eigentlich griffigen Schuhe fanden im Schnee absolut null Halt und meine gute Laune begann so langsam zu schwinden. Die restlichen 2km zum Jägerfleck waren dann auch gefühlt mindestens genauso anstrengend, wie die 40 gefahrenen Kilometer zuvor. Doch die Hoffnung, dass die Hauptwege über die die Strecke führte geräumt oder durch Spaziergänger und Wanderer festgetreten waren, ließ mich geduldig weiter laufen. Vom Jägerfleck bis Braunlage konnte man im Sommer relativ schnell und kräfteschonend gelangen. Nach ein paar schnellen Snacks machte ich mich auf den Weg, schob die ersten Meter und blickte hinter der Kurve auf einen tiefverschneiten und teilweise zertretenen Forstweg. Ernüchterung machte sich breit und ich versuchte zumindest ein paar Meter zu fahren – vergebens. An Fahren war jetzt nicht mehr zu denken und mehr als 10km weiter zu schieben, hatte ich absolut keine Lust und Kraft mehr. Die einzige Alternative war es, die gut 250Hm zum Oderstausee hinunter zu fahren, um dann die B27 in Richtung Braunlage zu nehmen. Darauf hatte ich wenig Lust und nach kurzem Überlegen beschloss ich, dass die Tour für mich hier wohl zu Ende sei und ließ mich in Bad Lauterberg abholen. Die 20min Abfahrt hinunter war, glaube ich, der kälteste Part der Challenge und ich musst tatsächlich nochmal meine Handschuhe wechseln.

Natürlich war ich sehr enttäuscht und wäre, wenn ich gewusst hätte, wie stark die Wege verschneit sein wuerden, vielleicht gleich von Barbis und Bad Lauterberg nach Braunlage gefahren, doch Straße wäre für mich nicht dasselbe gewesen. Und auch meine angeschlagene Gesundheit war natürlich ein Faktor, den ich immer im Hinterkopf hatte, d.h. ich wollte mich nicht zu stark belasten.

Hätte, wäre, wenn .. es hilft alles nichts. Im nächsten Jahr bin ich – und hoffentlich ein paar Mitstreiter – wieder am Start um vielleicht bei weniger Schnee oder anderer Streckenführung den Brockengipfel zu schaffen! Es war eine super spaßige Tour und ich habe eine Menge nette Menschen unterwegs kennengelernt. Die Organisation war hervorragend und ich bedanke mich besonders bei den vielen Helfern an den Verpflegungsstationen und natürlich dem ASFM Team! Danke auch an Norco für das fette Bike, Continental für den ultimativen Schneegrip, Evoc für die besten Rucksäcke ever und Arcteryx für die geniale Paclite Jacke!

www.brocken-challenge.de

Ein Kommentar

  1. Richtig schöne Bilder, Jan. Großes Kompliment. Die Kamera kann offenbar nicht nur gute Videos ;)

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