Wanderer vs. Mountainbiker

Die Mountainbike-Saison 2013 liegt nun hinter uns und wir können zufrieden auf ein weiteres, erfolgreiches Jahr mit TRAILTECH im Harz zurückblicken. Bevor wir nach unserer Winterpause wieder mit vielen neuen Erlebnissen, Touren und Seminaren durchstarten werden, bleibt jetzt auch die Zeit, sich an die schönen Momente während unserer Events und die positiven Entwicklungen in der gesamten Region Harz zu erinnern. Besonders den Kontakt und die entspannten Begegnungen mit anderen Wegenutzern und Besuchern des Nationalparks will ich an dieser Stelle etwas genauer hervorheben, da man sich als Mountainbiker dort leider immer noch mit den alten Klischees konfrontiert sieht…

VORGESCHICHTE: Der Harz ist eines der schönsten Mittelgebirge in Deutschland und bietet dank seiner geografischen Lage und Beschaffenheit ideale Voraussetzungen für Biker, Wanderer, Skifahrer und andere Besucher. Auf abwechslungsreichen Touren, Wanderungen und Fahrten durch die herrliche Natur und die eindrucksvolle Landschaft, erliegt man zwangsläufig dem Charme dieses schönen Fleckchens Erde und besucht es immer wieder gerne. Seit über 10 Jahren sind wir von TRAILTECH Mountainbiking im Harz unterwegs und haben die Entwicklung unseres noch jungen Sports dort von den Kinderschuhen an miterlebt. Waren es damals noch wenige Exoten, die sich mit den ersten, simpel konstruierten Bikes den steilen Hirtenstieg hinauf quälten und am Brockengipfel das klassische „Steinfoto“ machten, so sind es heutzutage schon mehrere Radwanderer, die mit mittlerweile hochtechnologisiertem Sportgerät auch gerne mal einen steinigen Stieg oder Pfad unter die Räder nehmen. Die Bezeichnung „Radwanderer“ trifft es in diesem Zusammenhang auch recht gut, haben doch viele Mountainbiker die im Harz unterwegs sind einen Wander-Background  und sind dort auch häufig zu Fuß unterwegs.

Natürlich fielen die neuen Wegenutzer auf den damals ausschließlich von Wanderern genutzten Wegen plötzlich auf und man begegnete sich zwangsläufig auf den Pfaden und Trails im Harz. Eine neue Spezies und eine neue Generation von Erholungs- und Naturerlebnis-Suchenden Menschen war dazugekommen und wie allem „Neuen“, so wurde auch den Mountainbikern oftmals mit Skepsis und Ablehnung begegnet. Gerade ältere Menschen konnten die sich schnell nähernden Biker nicht richtig einschätzen, da diese aus Ihrer Sicht „mit Fahrrädern“ auf den felsigen und steilen Wegen wenig Kontrolle haben konnten. Die Unwissenheit, dass moderne Mountainbikes mit ihren soliden Scheibenbremsen, Federelementen und griffigen Reifen perfekt auf das Gelände abgestimmt sind und ein hohes Maß an Sicherheit bieten, kann man natürlich auch niemandem, der sich nicht genauer mit der Materie beschäftigt, vorwerfen. (sicherlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer möglicher Ursachen und Gründe für das entstehen einer negativen Stimmung den Bikern gegenüber) Und leider gibt es wie im richtigen Leben auch unter den Mountainbikern und Wanderern einige schwarze Schafe, welche durch rücksichtsloses Verhalten, mangelnde Toleranz und fehlendem gegenseitigem Respekt, negativ Auffallen, bewusst provozieren und für eine Verschärfung der Situation sorgen. Der oft zitierte Grundsatz „Wanderer haben die älteren Rechte“ (oft wird argumentiert Wanderer wären zuerst dagewesen usw.) sowie reißerische Berichte und überzogene Darstellungen in den Medien (Superlative und Begriffe wie Rasen, Adrenalin, Downhill, Querfeldein, Funsport prägen leider all zu oft Berichterstattungen über den MTB Sport) führten leider ebenfalls zur Festigung des Bildes eines „neuen, wüsten Eindringlings“.

AKTUELLE SITUATION: Glücklicherweise war und ist die Situation im Harz damals wie heute sehr entspannt. Wir haben in unserer langjährigen Tätigkeit als Mountainbikeschule und Tourenanbieter in der gesamten Harz-Region fast ausschließlich positive Begegnungen mit anderen Nutzergruppen machen können und hatten weder während der Durchführung unserer Touren und Seminare, noch bei privaten Ausfahrten die oben zitierten großen Probleme oder Konflikte auf den Trails. Andere Anbieter aus der Szene, Partner aus dem Tourismusbereich sowie Vereine und Gastronomen bestätigen diese Erfahrungen vollends. Einen massiven Konflikt „Wanderer vs. Mountainbiker“ bzw. sogar eine akute Gefährdung von Wanderern durch Mountainbiker gibt es im Harz in der oft dargestellten Form nicht. Die Vielzahl der Wege, das flächenmäßig sehr große Gebiet und die größtenteils sehr entspannten Besucher und Wegenutzer entschärften die Situation von ganz alleine.

Natürlich kann man den Mountainbikesport im Harz vor 10 Jahren nicht mit dem der heutigen Zeit vergleichen. Die Anzahl der Biker welche heutzutage regelmäßig das Mittelgebirge besuchen, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Allerdings auch die Zahl der Wanderer und Spaziergänger und somit bewegen sich auch insgesamt mehr Menschen auf einem begrenzten Raum. Natürlich entstehen dann dort, wie auch in jedem anderen Bereich, Spannungen. Das positive jedoch ist, das auch die Toleranz gegenüber jüngeren Nutzergruppen, wie auch den Mountainbikern, kontinuierlich zugenommen hat. Es scheint als ob langsam das Verständnis der Menschen dafür gewachsen ist, dass es neben dem Wandern als Naturerlebnis auch noch andere Formen gibt, die Natur und den herrlichen Harz zu erleben. Diese schließen sich selbstverständlich auch nicht aus und nutzen letztlich sogar der touristischen Entwicklung einer ganzen Region. Auf der anderen Seite sind aber auch die Mountainbiker selber heute aufgeklärter, verhalten sich rücksichtsvoller und umsichtiger auf den Wegen und vermeiden nach Möglichkeit Konfliktsituationen im Voraus. Mountainbiking im Mittelgebirge ist „angekommen“ und stößt auf wachsende Akzeptanz. Und schließlich zum alten Ausspruch: „Wanderer haben die älteren Rechte“ – Natürlich hat der Schwächere, in vielen Situatonen sicher der Wanderer, immer Vorrang und sollte größtmögliche Rücksichtnahme erfahren – doch das gilt selbstverständlich für unser gesamtes gesellschaftliche Zusammenleben! Wir alle haben die gleichen Rechte und sind uns darüber hinaus zu gegenseitiger Toleranz und Respekt verpflichtet!

Umso enttäuschter ist man heutzutage, wenn man immer wieder mit dem selben Märchen konfrontiert wird „Wanderer vertragen sich nicht mit Mountainbikern“ (ähnlich dem Klassiker „Mountainbiker fahren querfeldein“). Dieses konstruierte und gut gepflegte Klischee wird gerne instrumentalisiert und als Alibibegründung und Legitimation für z.B. Wegesperrungen eingesetzt. Diese Aussagen dienen der Durchsetzung von egoistischen Interessen, sind populistisch und lenken geschickt vom eigentlichen Geschehen und aktuellen Entwicklungen ab. Häufig wird man in diesem Zusammenhang mit dramatischen Schilderungen und Einzelfällen konfrontiert, welche die Notwendigkeit von Sanktionen untermauern sollen. Diese oft zitierten schwarzen Schafe, Unfälle und Konflikte wird es leider immer und überall geben, doch sollen aufgrund des inakzeptablen Verhaltens Einzelner alle Menschen bzw. eine ganze Nutzergruppe in Sippenhaft genommen werden?

Nehmen wir den ewig Gestrigen und Querulanten doch einfach die Luft aus den Segeln, in dem wir als Mountainbiker das entspannte Verhältnis zu Wanderern und anderen Wegenutzern im Harz weiter pflegen und ausbauen. Wenn wir uns alle an ein paar einfache Regeln halten, tolerant und kompromissbereit auftreten, wird ziemlich schnell auch der letzte begriffen haben, dass es hier kein Gut und Böse gibt. Dieses armselige Gegeneinander ausspielen sollte ein Ende haben – und nochmal: Es gibt keinen massiven Konflikt Wanderer vs. Mountainbiker! Letztlich haben wir doch alle die gleiche Motivation, wollen die herrliche Natur erleben und genießen unsere Zeit im schönsten Mittelgebirge Deutschlands. Ob als Wanderer, Mountainbiker, Ranger oder Skifahrer…

Wir freuen uns mit Euch auf die Saison 2014!

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